Text: K. Kaja
Fotos: T. Friedering
Ort: Vledderveen
Rennbericht
Datum: 13.10.2018
Was wäre, wenn es wieder geregnet hätte?
Wenn es kalt und windig gewesen wäre?
Was wäre gewesen, wenn die Sonne diesen Oktobermorgen nicht in einen goldenen Sommertag verwandelt hätte?
Was wäre gewesen, wenn Niklas nicht mit Frank van Ginkel kollidiert wäre?
Wenn Marvin zum Ende hin mehr Grip gehabt hätte?
Was wäre, wenn Christian keine Zündaussetzer gehabt hätte?
Was wäre gewesen, wenn wir erst am Samstag angereist wären?
Zugegeben, dass sind jetzt doch ziemlich viele ?????. Und es sind bei nüchterner Betrachtung ja längst nicht
alle. Aber bleiben wir beim Wesentlichen. Es wäre ein absolut perfektes Rennwochenende in Vledderveen
geworden. Wir hätten dann am Samstagmorgen zwar keinen Platz mehr für unser Teamzelt gefunden und hätten am
Abend vorher nicht den wunderschönen Sternenhimmel einer eingehenderen Betrachtung unterziehen können. Bei
Bier und Bratwurst nicht mit anderen Sternenguckern über Gott und die Welt, über „Rücken“ und natürlich über
Kartsport fabulieren können.
Kurz um, es war wieder einmal der ganz normale Wahnsinn mit ein paar extra Einlagen, aber wer ahnt schon im
Voraus, was der Tag alles so bringt?? Auf Grund der Punkteverteilung in der Meisterschaftstabelle war in den
Klassen 2 und 10 ja eins garantiert: Spannung.
Somit kommen wir zu einem kurzen Tagesresümee: Spannung garantiert, Unterhaltungswert hoch, Wohlfühlfaktor
dank Wohnmobil perfekt. Ergebnis am Ende des Tages: Ernüchternd. Das Leben ist kein Ponyhof.
Erwähnte jemand das sogenannte böse Omen?? Wir haben die richtige Abfahrt verpasst am Freitag, dass
Wohnmobil 8-mal gewendet, bis es richtig stand und die Teamfahne wollte sich partout nicht in den Wind
drehen.
Wir waren heuer nur drei Fahrer: Niklas, Christian und Marvin. Thomas und ich als Schrauber. Also doch
insgesamt fünf.
Lassen wir den Samstag jetzt also beginnen. Schon beim morgendlichen Befüllen des
Kühlers mit Wasser meldete sich bei Marvin der Geist des technischen Defekts.
Eine riesengroße Wasserblase behinderte den ungehinderten Wasserfluss zum Kühler.
Kein Wasser am Motor, kein Training. Es dauerte ein bißchen bis der Fehler
gefunden wurde. Die Wasserpumpe tauschen hat es nämlich auch nicht gebracht, es
war halt nur Luft. Zum Qualifying war dann alles soweit ok: Denkste, es fehlte
immer noch Drehzahl. Nach Raketenstart im 1. Lauf von Platz 11 auf Platz 6
vorgefahren. Aber wo sind die Umdrehungen?? Quetschkante bei Kolbenwechsel falsch
gemessen?? Wahrscheinlich. Defekte Membran?? Unwahrscheinlich, da in Emsbüren
kontrolliert. Trotzdem wird sie in der Mittagspause getauscht. Die Alternative
wäre ein kollektives Sonnenbad von Fahrer und Schrauber gewesen, da erstgenannter keinen Bock mehr hatte.
Aber siehe da, es funktionierte. Pünktlich zum 2. Lauf: 15000 Umdrehungen!!! Fahrer jetzt wieder Bock!! Da
wir aber wegen fehlender Drehzahl und mangels Training nicht an eine Platzierung im vorderen Drittel
geglaubt haben, waren auch keine frischen Reifen geordert. In Rennen zwei und drei war der Speed jetzt zwar
da, aber die alten Reifen gaben zunehmen ihren Geist auf und am Ende des Tages musste Marvin sich mit Rang 6
bei 12 Startern zufrieden geben. Fazit: Das Leben ist kein Ponyhof.
Bei Niklas herrschte auch nicht gerade tiefenentspanntes Wochenendfeeling. Dank der Tabellensituation konnte
heute schon eine Vorentscheidung Richtung Meisterschaft fallen. Das es nicht einfach werden würde, war klar.
Denn die beiden van Ginkels waren am heutigen Renntag super aufgelegt.
Nach dem Qualifying kam dann auch postwendend die Kampfansage der beiden an Niklas in schriftlicher Form mit
dem Zeitenblatt. Koen Platz 1 und Frank Platz 2. Mit Fabelzeiten. Nickel aber mit 0,089 Sek. dahinter auf
Startplatz 3. Es war also angemischt. Und jetzt wieder die berühmte Frage: Was wäre wenn??
Überholen ist in Vledderveen ja nicht ganz einfach, funktioniert aber. Es gibt sogenannte Schlüsselstellen.
Links und rechts davon aber ist Wiese. Staubige Wiese. Kurz nach dem Start zum 1. Rennlauf bot sich Niklas
die Chance in Kurve 4 sich an Frank van Ginkel vorbei zu bremsen. Wenn zwei das Selbe wollen geht das
schnell schief. So auch hier. Schlüsselstelle wird zum Schlüsselloch. Wer jetzt wem ins Kart gefahren sei,
ist nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Ärgerlich nur für die van Ginkels: Kart kaputt, keine Weiterfahrt
mehr möglich und ein tief enttäuschter Frank.
Nickel eilte dem Feld hinterher und kam noch als 9. ins Ziel. Den Dreck der Wiese bekam Niklas dann Sekunden
nach dem Start zum 2. Rennen wieder zu schmecken, nachdem er beim Start dem Vordermann ausweichen musste und
rechts über die Wiese pflügte. Er bewarf sich, sein Kart und Teile der Strecke mit Sand und Gras der
niederländischen Tiefebene. Fruchtbarer Ackerboden, aber nichts für Vergaser und potenziellen Grip.
Plötzlich nur noch hinteres Drittel, zumal auch der eine oder auch andere Frühstart mit im Spiel war. Er
kämpfte sich aber zurück und konnte den Anschluß an den Spitzenpulk wieder herstellen. Aber der war
natürlich relativ weit enteilt. Platz 3 war dann doch noch drin.
Im dritten Rennen lief es dann doch besser, so wie man sich auch bei Rennen 1 und 2 vom Ablauf her gewünscht
hat und Niklas konnte mit einem 3. Tagesgesamtplatz noch das Beste aus der doch so nicht ganz geplanten
Situation machen. Koen war heute aber ehrlicherweise auch eine sehr hohe Hürde aufgrund seines Speeds und
seiner Performance. Aber wie war das noch: das Leben ist kein Ponyhof.
Etwas entspannter eingedenk der Ereignisse der letzten Rennen verlief es bei
Christian. Auch in dieser „Kampfgruppe“ liegen zwischen ihm und Fabian Roth nur
10 Punkte in der Tabelle zwischen Platz 1 und 2. Also musste Chrissi auch voll
auf Attacke fahren, um keine Punkte zu Fabian einzubüßen. Das gelang auch bis auf
eine Situation im 2. Rennen diesmal recht unspektakulär. Im 1. Rennen kam
Christian von Startposition 2 nach dem Qualifying nicht an Fabian Roth vorbei und
musste sich mit Platz 2 begnügen. Dieser ist ja auch nicht unbedingt nen
Warmduscher und auf der Strecke, sehr schnell und auf faire Weise zweikampfstark.
Im 2. Heat konnte Chrissi dann in der 2. Kurve nach Start-Ziel Fabian so
unverhofft und überraschend für besagten überholen, so dass es in diesem Rennen
dann auch für Platz 1 reichte. Im 3. Lauf hatte Chrissi dann urplötzlich einige Aussetzer (nicht Chrissi,
sondern der Motor, hahahaha), so dass Fabian an ihm vorbei ziehen konnte und damit auch Tagessieger in der
Klasse 2 wurde. Fazit auch hier: Das Leben ist kein Ponyhof.
Nun konzentrieren wir uns voll auf das Saisonfinale in Geesthacht, wo dann abschließend die Entscheidung in
der Meisterschaft sowohl bei den Schaltern als auch bei den Senioren fällt. In beiden Klassen ist der
Punkteabstand zwischen dem 1. und dem 2. jeweils knapp 10 Punkte. Und jeweils einer von beiden kommt aus
unserem Team.Der Bessere möge hier gewinnen. Let`s go racing. Bis dahin, munter bleiben und der Sekt ist
schon kalt gestellt, so oder so.!!!!