Text: K. Kaja Fotos: T. Friedering
Ort: Spa-Francorchamps
Rennbericht
Datum: 19.05.2018
Ein Mythos und die Erfahrung: Kein Radbolzen hält ewig Ein kurzer Blick nach rechts aus dem Fenster. Das ist sie, zwischen den Bäumen, deutlich kann man ihren Verlauf erkennen. Die Eau Rouge. Ich bin fasziniert, ehrfurchtsvoll schaue ich auf den sich windenden Asphalt, der sich stetig den Berg erklimmend in der untergehenden Sonne widerspiegelt. Ein Mythos. Keine Kurve im Rennsport ist legendärer, keine spektakulärer. Pfingstwochenende, blauer Himmel und Sonne pur. Was noch fehlt kommt gleich, nach der nächsten Biegung. Blanchimont, Fahrerlager Kart-Circuit Spa-Francorchamps. Dröhnende Motoren der sensationellen Fahrzeuge aus vergangenen Epochen. Um uns herum der Zauber der Spa-Classic 2018 mit den ehemaligen Gruppe C Boliden oder den legendären BMWs oder Capris aus der DRM. 150 Dezibel. Geschätzt. Vielleicht etwas weniger, aber nur vielleicht. Wir sind beim 3. Lauf der DNKM, es ist Freitagnachmittag und wir sind in den Ardennen. Wir fahren wieder Kart. Und das irgendwie mitten in der Rennstrecke von Spa-Francorchamps. Genial. Hier ist viel los. Fahrerlager voll. 98 Starter insgesamt. Sensationell, dass wird bestimmt ein spannender Rennsamstag. Un caffee au lait, sil vous plait Madame. So spricht man hier. Die Schrauber im Team hatten seit Belleben einiges zu tun. Marvins Kupplung komplett verbrannt, Niklas Kupplungsprobleme erst einmal unbekannten Ursprungs. Schlecht für die Psyche. Das System funktioniert nicht und du weist nicht warum. Neue Kupplungsscheiben wie bei Marvin?? Ist dann das Problem beim Start gelöst?? Neue Kupplung gab es für Niklas erst hier in Spa. Fehlerteufel war aber eine fehlende Distanzscheibe. Fast wäre kein Start möglich gewesen. Technik. Es ist manchmal schon verzwickt. Wenn alles so einfach wäre würden wir uns wahrscheinlich eine andere Beschäftigung suchen. Infizierte durch und durch, der Virus hat einen Namen: Motorsport. Zurück zum Tagesgeschehen. Marvins und Niklas Defekte an den Motoren behoben, Fabian Netemeier war bei den Junioren wieder am Start. Zusammen mit Tom Ostermann. Am Renntag musste unser Junior Tom sich jedoch leider eingestehen noch nicht ganz fit zu sein und zog seine Nennung zurück. Fabian griff also allein in der Juniorenklasse an und steigerte seinen Speed von Lauf zu Lauf. Gesamtrang 2 brachte ihm die konstante Leistung am Renntag ein. Und Papa Nete war auch wieder in seinem Element. Er ist halt eine Bereicherung für jedes Teamzelt. Schrauben kann er mittlerweile auch ganz gut. Weiter geht es im Programm. Klasse 10, die Schalterklasse, heute mit 15 Startern. Das verspricht Aktion. Für das Team waren Niklas und Marvin am Start. Beide hatten in Belleben ein kleines Handicap beim Start. Zwei Starter, zwei Probleme. Problem 1: Start- und Kupplungsdefizite bei Marvin. Gelöst. Der Start zum 1. Rennen gut, zum 2. Rennen bombastisch. Von Startplatz 7 auf 2 vorgefahren. An allen vorbei. Beim 3. Lauf Gewusel am Start, Auffahrunfall in Startreihe 1, Marvin links vorbei, danach nach rechts am Rest vorbei. Duinkerken links in die Böschung, van Ginkel quer mit allen Rädern in der Luft. Marvin mittendurch, danach auf Platz 3. Aber auf der Strecke kann er den Speed der Spitze noch nicht mitgehen. Irgendwo auf den Geraden fehlen noch 2-3/10 Sekunden, warum auch immer. In den Kurven kommt Marvin auf der Bremse gut ran, konnte auch das ein oder andere Überholmanöver durchziehen, aber auf der Geraden muss noch was kommen. Später. Beim nächsten Mal. So langte es hier in Spa noch zum 6. Gesamtplatz. Problem 2: Start und Kupplungsschwierigkeiten bei Niklas. Noch nicht gelöst. Der Start zum 1. Rennlauf war bei ihm eher durchwachsen. Dabei lief im Qualifying noch alles nach Plan. Schrauberarbeit an der Kupplung hat sich ausgezahlt und Nikkel zeigte im Quali seine Qualitäten. Platz 2. Geht doch. So kann es weiter gehen. Doch der Start war dann eher wieder nicht so prickelnd. Ausgangs 1. Kurve nur Platz 4. Doch jetzt zeigte Nikkel wieder seine Stärke: konstant hoher Speed und eine gewohnt souveräne Performance auf der Strecke mit viel Einsatz und Biss. So konnte er schon nach gut 4 Runden an das Spitzenduo anschließen und setzte erste Attacken auf Platz 2. Dann plötzlich auf der schnellen Gegengeraden ein durch die Luft fliegendes Rad, über den Streckenbewuchs der Ardennen hinweg, eine Staubwolke und umstürzende Reifenstapel. Schrecksekunde, ungläubige, angespannte Gesichter im Team. Die Radbolzen eines Radsternes waren gleichzeitig abgerissen und Nikkel hatte keine Chance, die Folgen des Einschlages in die Reifenstapel zu verhindern. Aus der Traum. Aber das wichtigste: der Fahrer entging dem ganzen Dilemma zum Glück unbeschadet. Das Kart wurde durch den heftigen Aufprall arg in Mitleidenschaft gezogen und musste für den Rest des Tages abgestellt werden. Nach dem sich der erste Schreck gelegt hatte und feststand, dass Niklas nichts passiert ist, kam bei ihm dann doch der Frust hoch. Verständlich, wie bestimmt jeder nachfühlen kann. Es war einiges drin heute, die Performance deutete es an. Doch gute Nachrichten hier schon mal aus der Schrauberwerkstatt des Teams vorweg: Das Kart ist wieder repariert und einsatzbereit für Vledderveen. Und Niklas ist angriffslustig und motiviert. In Vledderveen geht es dann weiter. Dort werden dann auch die anderen aus der Seniorklasse wieder mit ins Geschehen eingreifen.
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